Rücksendungen – das Maß im Versandhandel

Die Kehrseite im Onlinehandel

Die Qualität eines Online-Shops wird oft danach bemessen, wie die Bestimmungen zur Rückgabe von Ware, welche defekt ist, und insbesondere solcher, die nicht gefällt, gestaltet sind. Viele Händler bieten einen kostenlosen Versand an und vor allem große Firmen des Versandhandels lassen ihre Kunden unpassende oder Ware, die nicht gefällt, auf Kosten des Unternehmens zurück senden.

Doch während der Versand und Rückversand einfach und kostenlos ist, steigt sowohl die Menge an Waren, die lediglich zur Ansicht bestellt werden, ohne ernsthafte Kaufabsicht, als auch die Menge solcher Waren, die gekauft werden, obwohl Zweifel daran bestehen, ob sie überhaupt passen oder gefallen werden. Während du als Kunde dies als einen Teil vom Service betrachtest und möglicherweise gezielt nach Händlern suchst, welche diesen Service anbieten, solltest du auch die ökologischen Konsequenzen bedenken, welche aus dem Versand und Rückversand resultieren.

Die Anzahl an Retouren in Deutschland

Da es neben wenigen großen Versandhändlern nahezu unüberschaubar viele kleine Unternehmen gibt, welche kaum statistisch erfasst werden können, ist es schwierig, dir präzise Zahlen zu nennen.

Eine Statistik zu dem Thema existiert jedoch von der Universität Bamberg aus dem Jahr 2012 und kann zumindest Anhaltspunkte liefern. Die Umfrage bei gut 300 Händlern hat in einer Hochrechnung ergeben, dass es knapp 290 Millionen Rücksendungen gab.

Interessant ist dabei, dass per Vorkasse sowie online bezahlte Waren seltener zurück geschickt werden, als auf Rechnung gekaufte Waren. Auch schicken Kunden verschiedene Produktgruppen seltener zurück als andere. So werden kaum 9% Bücher und anderer Medien zurück geschickt, aber bis zu knapp 15% aller Elektroartikel und teilweise fast 55% aller bestellten Modeartikel.

Dabei zeigt sich ebenfalls, dass Frauen Waren häufiger retounieren, als Männer – insbesondere bei Mode liegt der Unterschied bei rund 14% zwischen den Geschlechtern!

Doch auch in diesem Bereich, welcher die größte Bedeutung im Bereich der Retouren hat, gibt es Unterschiede. Während Accessoires noch vergleichsweise selten zurück geschickt werden, machen Retouren von Textilien und Schuhen teilweise 80% der bestellten Waren aus.

Viele Händler haben mit einer Retourenquote von über 10% zu kämpfen, einige Anbieter liegen sogar weit darüber. Für einen zurückgesandten Artikel enstehen dem Händler ca.  10 € an Kosten (lt. EHI-Studie) für die Rücksendung, das Auspacken, die Kontrolle des Produktes, das Aufbereiten und Neuverpacken und die Lagereinpflege und -haltung.

Die ökologischen Konsequenzen

Alleine die Menge an Paketen würde fast 3 Erdumrundungen ergeben. Da du sicher weißt, dass kaum ein Paket sich für einen erneuten Versand eignet, kannst du dir vorstellen, welche unglaublich große Menge an Müll dabei entsteht. Da die meisten Pakete auch bereits aus recyceltem Papier bestehen, solltest du dabei auch bedenken, dass sie nur noch eingeschränkt wiederverwertet werden können. Papier kann nämlich nur 5 bis 7 mal recycelt werden, bis die einzelnen Fasern zu kurz werden. Somit entsteht dabei letztlich tatsächlich viel Müll, der sich nur noch für die Verbrennung eignet und eine entsprechend hohe CO2-Belastung als Folgeproblem ergibt.

Da diese jedoch nicht erfasst werden kann, soll an dieser Stelle nur die CO2-Emission durch den reinen Transport durch Versandunternehmen betrachtet werden. Die DHL gibt einen CO2-Ausstoß von 500 g pro Paket an. Auf die geschätzte Anzahl von Retouren ergibt sich eine jährliche CO2-Emission von etwa 143.000 Tonnen. Das ist so viel Kohlenstoffdioxid wie er in 45.500 durchschnittlichen Bäumen gespeichert ist.

Doch fällt noch ein weiterer Punkt ins Gewicht. Zwar können manche Waren ohne größere Probleme als B-Qualität noch einmal verkauft werden, jedoch sind auch viele Artikel durch wenig pfleglichen Umgang damit so stark beschädigt oder abgenutzt, dass sie selbst nur noch entsorgt werden können. Entsprechend schlechter fällt die Bilanz der ökologischen Belastung aus.

Die Konsequenzen für dich

Der Statistik nach gibt es einige logische Schlussfolgerungen für dich um das ökologische Problem der Retouren zu reduzieren. Kaufe Ware möglichst nicht auf Rechnung – wenn du schon vor dem Kauf Zweifel hast, dann verzichte darauf! Viele Waren gibt es auch im Einzelhandel, und du kannst sie zumindest begutachten, bevor du sie billiger online kaufst.

Die hohe Retourenmenge von Textilien ergibt sich aus genau diesem Problem. Während der Inhalt von CDs und Büchern, als auch die technischen Daten von Elektroartikeln gleich bleiben, ist es kaum möglich, einen guten Eindruck von Kleidung am PC zu erhalten. Verzichte einfach auf den Onlinekauf von Mode vollständig – oder guck sie zuerst im Einzelhandel an!

Gerade für kleine Unternehmen ist eine hohe Retourenquote eine sehr große Belastung. Der Händler möchte sich eigentlich auf sein Kerngeschäft konzentrieren, muss aber einen großen Zeitfaktor für die Rücksendungen aufbringen.

Hier einige Tipps, wie du Retouren vermeiden oder reduzieren kannst:

  • Kaufe eher lokal und regional und stärke somit deinen Umkreis und die Einzelhändler vor Ort.
  • Unterstütze lieber kleine Onlinehändler, die haben mit Sicherheit nur ein Lager und es wird alles zusammen in einem Karton versendet. Dementsprechend geht auch nur ein Karton retour und nicht mehrere an verschiedene Versandlager, wie es bei großen Unternehmen üblich ist (z.B. Amazon, About You, Zalando etc.)
  • Bevor du etwas kaufst, frag dich doch einfach selbst, „brauche ich das wirklich?“.
  • Bleibe bei einer Marke, wenn du die Passform gut findest.
  • Zieh doch einfach einmal Second Hand und Tauschbörsen in Betracht.

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